Bereits 1886 erhielt eine Gruppe von Industriellen, das Eisenbahnkonsortium Bachstein, die Konzession für den Bau und Betrieb einer eingleisigen Dampfbahnstrecke Mannheim – Viernheim – Weinheim, die bereits kurze Zeit später dem Verkehr übergeben werden konnte.
Beim weiteren Ausbau der Nebenbahn stieß das Konsortium auf die Interessen des Heidelberger Unternehmers J. Leferenz, eines Teilhabers des Porphyrwerks Gebrüder Leferenz in Dossenheim, der schon 1883 die Konzession „für den Bau und Betrieb einer Secundärbahn von Heidelberg nach Schriesheim“ erworben hatte. Leferenz trat seine Konzession 1887 an das Konsortium ab. 1889 wurde dem Konsortium „die Konzession zum Bau und Betrieb eines für den Betrieb mittelst Dampfkraft und für die Beförderung von Personen und Gütern im öffentlichen Verkehr bestimmten schmalspurigen Eisenbahn von Weinheim nach Heidelberg“ erteilt. Auch diese 15 km lange eingleisige Strecke konnte ein Jahr später in Betrieb gehen.
OEG „Feuriger Elias“ – Fahrt an der Bergstraße ca. 1930
Um die Jahrhundertwende ging es zwischen Weinheim und Heidelberg noch sehr beschaulich zu: Jeden Tag dampften 6 Zugpaare an der Bergstraße entlang, wofür sie fast 1 Stunde brauchten. Heute bedient die rnv, die seit 1. März 2005 den Bahnbetrieb übernommen hat, werktags mit über 70 Zügen pro Richtung im 10- bis 30-Minutentakt die Strecke Heidelberg – Weinheim.
Ein weiterer Meilenstein der Entwicklung, der auch Handschuhsheim zugute kam, war 1906 die Erweiterung des Schienennetzes durch Inbetriebnahme einer normalspurigen Güterstrecke Heidelberg-Schriesheim durch das Handschuhsheimer und Neuenheimer Feld und über die Neckarbrücke am Tiergarten. Für diese Maßnahme zeichnete bereits die Süddeutsche Eisenbahngesellschaft (SEG) verantwortlich, von der die Bahnen des Eisenbahnkonsortiums Bachstein 1897 übernommen wurden.
Feldgüterbahn bei der Überquerung der Neckarbrücke
Die OEG wurde als Nachfolgegesellschaft 1911 zwecks Elektrifizierung der bestehenden Strecken gegründet. Das Aktienkapital hielt die Stadt Mannheim mit 51 %. Die OEG übernahm den Betrieb der Strecken zum 1. April 1911. Nach mehreren Änderungen im Kreise der Aktionäre und der Beteiligungsverhältnisse erhielt die OEG 1927 eine langfristig stabile Kapitalstruktur. Ungestört von den sich verändernden Eigentumsverhältnissen ging die Modernisierung des Fahrzeugparks und der Bahnanlagen weiter. Während bis 1929 die Strecken Mannheim – Weinheim und Mannheim – Heidelberg durchgehend elektrifiziert waren, verkehrten an der Bergstraße immer noch die alten Kastenloks mit den dunklen Kleinbahnwagen, die im Volksmund „Feuriger Elias“ genannt wurden.
Da die Dampfzüge 1930 aus der Innenstadt Heidelbergs verbannt wurden, musste im OEG-Bahnhof Handschuhsheim jeweils ein Lokwechsel vorgenommen werden.
Erst nach dem Krieg konnte 1950 die Elektrifizierung der Strecke Heidelberg – Schriesheim in Angriff genommen werden. Das Dampfzeitalter endete beim Personenverkehr der OEG 1954, als auf dem letzten noch verbliebenen Teilstück, das noch nicht elektrifiziert war, zwischen Schriesheim und Weinheim, auf Dieselbetrieb umgestellt wurde. Auch der Güterverkehr wurde 1958 auf Dieselbetrieb umgestellt.
Nach dem Krieg führte der allgemeine Wirtschaftsaufschwung auch zu einer steil ansteigenden Nachfrage nach Beförderungsleistungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu einer Zeit, da nur die wenigsten einen Pkw besaßen. Trotz eines 1951 eingeleiteten Programms zur Modernisierung und Neubeschaffung von Schienenfahrzeugen der Waggonfabrik Fuchs entstand durch plötzlich auftretende Verkehrssteigerungen 1954 ein Kapazitätsengpass, der durch Kauf von insgesamt 11 vierachsigen Kleinbahnfahrzeugen überbrückt wurde. Diese Fahrzeuge mit ihren offenen Plattformen bestimmten lange Jahre das Bild der OEG an der Bergstraße, bis sie nach und nach durch modernere Fahrzeuge abgelöst wurden.
1970 wurde die regel- und schmalspurige Güterstrecke Schriesheim – Heidelberg (3- Schienen-Strecke) im Zuge der Erweiterung der Universität im Neuenheimer Feld still gelegt. (gg)