Handschuhsheim erkunden

Historische Orte im Stadtteil
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Den Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus der Protestanten verwirklichte der wohlhabende Müller Konrad Eberhard Hübsch. Er schenkte seiner Gemeinde das Haus in der Oberen Kirchgasse Nr. 20 und ließ es im barocken Stil zur Kirche umbauen.

Lutherkirche 1967
Ehemalige Lutherische Kirche_1967

Nach der Reformation hatten sich die Protestanten in „Reformierte“ und „Lutheraner“ geteilt. Die Reformierten verblieben in der Vituskirche, einer Simultankirche. Warum die Lutheraner das Simultaneum ablehnten, ist ungeklärt.

Die lutherische Gemeinde war zunächst sehr klein. Um 1700 wurden sechzehn, um 1750 fünfzig Gläubige gezählt. Um 1780 war die Gemeinde auf ca. 100 Mitglieder angewachsen. Zu Anfang hielten die Lutheraner ihre Andachten in Privathäusern ab, später war das Gasthaus „Zum Golden Lamm“ in der Pfarrgasse ihr Gemeindezentrum.

Lutherkirche 1975Baulcke

Auf der vorderen Giebelseite wurde ein Türmchen mit Kreuz und Wetterhahn angebracht, in dem zwei Glocken hingen, gegossen von der Heidelberger Glockengießerei Anselm Speck 1784. Beide Glocken tragen die Inschrift: „Es hat mich lassen gießen Friedrich und Eberhard Hübsch für die Lutherische Gemeinde zu Handschuchsheim.“ Die größere der beiden Glocken war längere Zeit in einem Heidelberger Museum untergebracht, läutet jedoch seit 1922 von der evangelischen Kirche in Wilhelmsfeld. Die kleinere der beiden hat ein bewegtes Läuten hinter sich. Sie läutete:

1. Vom abgerissenen Alten Rathaus,
2. ab 1878 vom jetzigen Alten Rathaus,
3. bis 1938 von der Tiefburgschule,
4. später von der alten Friedhofskapelle auf dem Handschuhsheimer Friedhof und
5. heute auf einer Kirche im Emmertsgrund.

Die Gegensätze in Glaubensfragen waren 1821 ausgeräumt. Lutheraner und Reformierte vereinigten sich zur Evangelisch-Protestantischen Landeskirche Baden. Das ehemalige Lutherkirchlein ist heute in Privatbesitz.

(Alle Fotos: Tiefburgarchiv) (eh)